- Thiocyansäure
- Thi|o|cy|an|säu|re [↑ Thio- u. ↑ Cyansäure] veraltetes Syn.: Rhodanwasserstoff: H—S—CᆖN; farblose, leicht flüchtige Fl., Smp. 5 °C, als mit Isothiocyansäure (H—N=C=S) in tautomerem Gleichgewicht stehende Verb., weshalb sich vom Anion |—CᆖN| sowohl Thiocyanate als auch Isothiocyanate ableiten können.
* * *
Thiocyansäure,früher Rhodanwasserstoffsäure, sauer reagierende anorganische Verbindung mit der Formel H—S—C≡N|. Bei Zimmertemperatur ist Thiocyansäure ein farbloses Gas, das sich leicht in Wasser, Alkohol und Äther löst; frei befindet sich Thiocyansäure in tautomerem Gleichgewicht mit der Isothiocyansäure, H—N̄=C=S, das jedoch bei Normalbedingungen fast ausschließlich auf der Seite der Thiocyansäure liegt. Hergestellt werden kann Thiocyansäure entweder aus ihren Salzen oder durch Umsetzung von Blausäure mit Schwefel. - Die Salze und Ester der Thiocyansäure, allgemeine Formeln MISCN beziehungsweise R—SCN, werden Thiocyanate (früher Rhodanide) genannt. Hergestellt werden die Salze (z. B. Kaliumthiocyanat) durch Erhitzen der entsprechenden Cyanide (z. B. Kaliumcyanid) mit Schwefel. Bis auf einige Schwermetallsalze sind die Thiocyanate wasserlöslich; in ihrem chemischen Verhalten ähneln sie den Chloriden. Mit Eisen(III)-Ionen ergeben die löslichen Thiocyanate eine tiefrote (»blutrote«) Färbung, die als Nachweisreaktion für Thiocyansäure und Eisen(III)-Verbindungen dient. Thiocyanate werden als Fungizide, Textilhilfsmittel, Fixierzusätze in der Fotografie u. a. verwendet. - Die Salze und Ester der Isothiocyansäure, allgemeine Formeln MINCS beziehungsweise R—NCS, werden Isothiocyanate genannt. Wichtig sind v. a. die als Senföle bezeichneten Ester, die sich bei der enzymatischen Spaltung schwefelhaltiger Glykoside (Glucosinolate) bilden.
Universal-Lexikon. 2012.